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MILCHBUBI! – Eine Kritik zum neuen Star­Wars

Yoda
In einem langen braunen Mantel mit Kapuze, einer Sturmhaube, Sonnenbrille, Lederschärpe und einem selbst gebauten Pappgewehr lauf ich durchs Einkaufzentrzum, auf der Suche nach meinen ebenso gehypten und verkleideten Freunden. Die Sorgen sind groß, dass ich nun doch der einzige bin, der sich die Mühe gemacht hat extra ein Kostüm anzuziehen. Als schließlich ein Freund von mir doch in voller Montour als der große wabbelige „Jabba“ verkleidet anwackelt, sind die Sorgen jedoch verschwunden. Denn die belutstigten Menschen, die sich vorher nur nach mir umsahen, brechen jetzt in wahre Lachkrämpfe aus. Selbst ein McDonalds Verläufer blickt von der Kasse hoch und nimmt sein Handy raus, um Luca in seiner aufblasbaren, zwei Meter hohen Montour mit langem Schwanz zu fotografieren. Selbst im Kino selber fotografieren uns Gäste und Angestellte, und als wir schließlich den Kinosaal betreten, fängt der ganze Saal laut an grölend zu lachen. Wider unserer Erwartungen sind wir wohl doch die einzigen, die verkleidet bei der Premiere antanzen…
Der Film selbst erinnert stark an die alte Trilogie aus den achtzigern. Wie damals wird auch in „the force awakens“ glücklicherweise ein großer Wert auf Details gelegt. So gibt es viele Hommagen an die letzten Teile. Beispielsweise ist für den genauen betrachter die Jedi­Trainings­Kugel aus dem 4. Teil zu erkennen, und oft kommt es auch vor, dass Textzeilen aus den alten Filmen adaptiert werden. Ein großer Pluspunkt des neuen Meisterwerks von J.J. Abrams sind außerdem die Aliens, die endlich wieder in großer Zahl zu sehen sind. Diese wurden in der neueren Trilogie ja leider fast komplett weggelassen. Gut außerdem die Optik des Films. Da im Gegensatz zu den Teilen I­III die meisten Effekte und Kostüme per Hand angefertigt wurden, und nicht nur CGI­ animiert.
Leider tritt jedoch wie in den Teilen IV und ­VI das Problem auf, dass die Story des Films ein bisschen unter den Tisch fällt. Die Protagonisten werden besipielsweise nicht ausreichend vorgestellt, und so wirken sie nicht so authentisch, wie man es sich erhofft hatte. Bei der Trilogie aus den neunzigern wird beispielsweise die Beziehung von Anakin Skywalker genau ausgearbeitet, weswegen der Zuschauer gut nachvollziehen kann, wieso der junge Jedi eben tut, was er tut. Im neuen Star wars wird an solchen Stellen, an denen es wirklich elementar sein könnte, die Hintergünde zu erklären wenn überhaupt eine leise Randbemerkung gemacht, aus der sich der Zuschauer dann mögliche Theorien im Kopf selber spinnen muss.
Was bei The Force Awakens jedoch am meisten stört sind die Antagonisten. Den jetzigen Imperator könnte man mit seinem vernarbten Gesicht und den milchigen Augen am ehesten als einen entstellten Gollum einordnen, in keinem Fall jedoch als Sith! Er sieht was das angeht einfach viel zu kaputt und unförmig aus. Das andere extrem stellt jedoch der neue Sith Kylo Renn dar. Als dieser im Film nämlich seine Maske abnimmt, hörte man durch das laute Lachen der Kinobesucher doch tatsächlich im Kinosaal einen Zuschauer laut „MILCHBUBI!“ rufen. Ein anderer erwiderte daraufhin mit „Recht hat er.“ Alles in allem könnte man dem Film eine Wertung von 8 von 10 Punkten geben, da er zwar ein Fest für die Sinne eines jeden Star Wars­Fans ist, es jedoch trotzdem den einen oder anderen Punkt gibt, der das Kinovergnügen einschränkt.

©Text: Valentin Goppel
©Bild: Fidelia Schlegl

P.S.: Ja, es gibt keinen Yoda im neuen Star Wars, aber egal, weil Yoda!