Wer kennt es nicht, voller Vorfreude gleich nach der Schule zu seinem Freund oder seiner Freundin zu rennen und stürmisch zu klingeln, um dann zu fragen, ob sie oder er raus kommen will zum Spielen. Zu zweit werden dann eifrig Matratzen und Decken gesammelt, um eine kuschelige Höhle zu bauen, oder im Garten Dreck, Steine und Blumen gesucht, um daraus eine leckere Matschsuppe zu kochen. So spielten sich früher unzählige Kindheitstage ganz ohne den Einfluss der Medien ab. Doch wie sieht der Alltag der Kinder heute eigentlich aus? Und wie beeinflussen die Medien die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen?
An der zurzeit heranwachsenden Generation kann man jede einzelne Entwicklungsstufe beobachten, denn nicht umsonst nennt man diese Millennials oder auch Web 2.0 Generation. Bereits Kleinkinder sind unmittelbar von der Technik betroffen. Sei es durch den Vater oder die Mutter, welche arbeitsbedingt vor dem Laptop sitzen, oder durch deren Geschwister, die mit ihren Freunden schreiben oder durch ihre Apps scrollen. Das Aufwachsen mit Medien ist demnach selbstverständlich und unumgänglich. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass Kleinkinder schon sehr früh ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit den Medien sammeln. Sie ahmen den zuvor beobachteten Umgang mit technischen Geräten nach. Mit zunehmenden Alter fangen sie dann langsam an, dieses früh erlernte Interesse in die Tat umzusetzen und jedes ihnen gegebene Medium zu nutzen. Die Entwicklung von kindergerechten Spielen für Tablets und Smartphones erleichtert die anfänglichen Versuche diese zu beherrschen ungemein. Medien sind nicht mehr wegzudenken, sie ersetzen mittlerweile oft das früher heißgeliebte Spielzeug. Je älter die Kinder werden, desto mehr fungieren Medien als Unterhaltungs- und Lernangebot und werden für die verschiedensten Zwecke genutzt.
Wenn man sich heutzutage umhört und umschaut, realisiert man, dass technische Geräte schon lange nicht mehr nur ihren Zweck erfüllen müssen. Sie gelten auch als Modeaccessoires oder als Prestigeobjekt. Die Marke „Apple“ ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Durch ihre ausgeklügelte Strategie haben sie aus der Marke ein Imperium erschaffen. Mehrmals täglich wird durch deren scheinbar omnipräsenten Werbung auch immer wieder daran erinnert. Doch Medien haben auch eine andere, weitaus nützlichere Funktion und Bedeutung. Wenn wieder einmal eine Präsentation ansteht oder man ein Wort nachschlagen will, öffnet man einfach Google und erhält seine Information. Ist einem langweilig, weil man auf seine Freundin warten muss, schaltet man sein Handy ein, scrollt durch Instagram und hört dabei Musik. Gerade auch der Unterhaltungsfaktor spielt in der Medienbranche eine große Rolle. Der Spaß kommt also nicht zu kurz. Jedoch fungieren die sozialen Medien auch als Unterstützung, wenn es darum geht, sich über etwas eine Meinung zu bilden. Hierfür stehen diverse Apps wie „Spiegel Online“, „Tagesschau“ oder „N24“ auf dem Handy zur Verfügung, die unterschiedliche Artikel über Politik, Kultur, Sport und vieles mehr täglich hochladen.
Bei der zwischenmenschlichen Kommunikation spielt die räumliche Distanz dank der sozialen Netzwerke nur noch eine Nebenrolle. Viele Jugendliche ziehen in andere Städte aufgrund eines Studiums oder eines familiären Wohnortwechsels. Medien wie „WhatsApp“, „Facebook“ oder „Skype“ sind hierbei sehr nützlich, um die Freundschaft aufrechterhalten und am Leben des Anderen noch teilhaben zu können. Die noch nicht abgeschlossene Entwicklung des Kindes zu einer gemeinschaftsfähigen Person kann jedoch durch Medien negativ beeinflusst oder sogar schwer beeinträchtigt werden. Die politische Sozialisation ist ein Beispiel hierfür: durch den Extremismus und die Hetze gegen das „System“ oder gegen gezielte Personengruppen wird schnell und effektiv auf eine junge, noch nicht gefestigte Person eingewirkt. Die AfD oder der IS sind dabei Paradebeispiele.
Außerdem können sexualisierte Songtexte und Pornografie eine falsche Vorstellung von Sexualität hervorrufen, worunter die sexuelle Entwicklung und die Gefühle leiden können. Auch die moralische Entwicklung kann durch Medien stark beeinflusst werden. Fast jeder Jugendliche kennt die berühmten Spiele wie „Call of Duty“ oder „Battlefield“, hat sie vielleicht auch schon selbst gespielt. Hier wird jedoch nicht nur Krieg und dessen negative Folgen gezeigt, sondern vor allem auch die Waffengewalt als erfolgsversprechendes Mittel, um seine Ziele zu erreichen, dargestellt. Diese Verherrlichung von Gewalt kann zur Ruhelosigkeit und somit zu einem ständigen Erregungszustand und letztlich zu einem verstärkten Aggressionsverhalten führen. Im schlimmsten Fall enden Spieler in der Jugendkriminalität. Der Medienkonsum benötigt Zeit, wodurch andere Aktivitäten zeitlich gekürzt oder gestrichen werden müssen. Laut der KIM- Studie 2012 nutzten 48 % der Heranwachsenden ihre Handys jeden Tag oder mehrmals in der Woche, wohingegen „nur“ noch 23% in Jugendgruppen aktiv waren. Heute, sieht das Ganze vermutlich extremer aus. Jugendliche werden zunehmend passiv, was sich auf lange Sicht auf die Gesundheit auswirken kann. Außerdem kann der erhöhte Konsum von Medien aller Art durch die Reizüberflutung eine kognitive Überlastung im Gehirn auslösen, was zu einer geistigen Verödung oder sogar zur Demenz führen kann. Die ständigen Werbungen im Fernsehen, in Internetartikeln oder auch in Zeitungen üben außerdem oft einen enormen Druck auf die Person aus, das dargestellte Produkt zu konsumieren, da sie sonst einen Nachteil daraus ziehen oder nicht zur Gruppe gehören könnte. Dieser Gruppenzwang und die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, führt zur ständigen Erreichbarkeit und stellt ein extremes Ablenkungspotential dar, worunter die Konzentration letztendlich leidet. Dieses Phänomen kennen vermutlich alle, wenn es um das Lernen für anstehende Klausuren oder um andere wichtige Dinge geht. Laut Umfragen besitzen 95% der Jugendlichen einen Instagram- oder Snapchat- Account oder sogar beides. Dort folgen sie ihren Freunden, aber auch Stars oder kleineren Idolen. Diese sogenannten Influencer auf Instagram leben uns das scheinbar perfekte Leben vor. Viele glauben dieser Inszenierung und denken fälschlicherweise, dass das Leben hinter der Kamera wirklich genauso aussieht. Die Selbstdarstellung im Internet allgemein ist für viele sehr wichtig. Sie verspüren einen innerlichen Druck, ihr Image aufrechterhalten zu müssen. Bei Influencern und Stars ist das natürlich weit verbreitet, da sie mit Instagram- Posts ihre Aufträge erhalten und damit ihren Lebensunterhalt finanzieren. Diese Scheinwelt kann jedoch vor allem bei jungen leichtgläubigen Menschen, die nicht sehr viel Selbstbewusstsein haben, zu einer Verzerrung im Selbst- und Weltbild führen, die Identitätsgrenzen auflösen und die Identitätsbildung massiv stören. Die Anonymität im Internet, der Hass, die Unzufriedenheit sowie der Neid der Menschen bringen sogenannte Hater mit sich. Diese nutzen Internetplattformen, um ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, um zu mobben und öffentliche Personen zu demütigen. Dass die Betroffenen aber sehr stark darunter leiden, ist ihnen oft nicht bewusst. Spätere Folgen in Form eines Sinkens des Selbstbewusstseins, diversen Krankheiten oder sogar Selbstmord ihrer Opfer nehmen sie unwissentlich in Kauf.
Anonymität ist aber nicht nur negativ, denn schüchterne und zurückhaltende Personen bekommen durch die Medien und deren Plattformen die Chance Freunde zu finden, sich mit diesen zu verständigen und so ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. Die Meisten nutzen die Medien primär zur sozialen Interaktion. Sei es, um rauszufinden, welche Hausaufgaben auf sind, die nächste Verabredung auszumachen oder über das Neuste aus seinem Leben zu berichten. Medien vermitteln einem oft das Gefühl, dass man mit Anderen verbunden ist. Durch die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und deren vielfältige Wege dahin wird die Identitätsbildung enorm gefördert. Nicht nur die Globalisierung, die Kulturen in einer Gesellschaft, sondern auch die Medien unterstützen die Persönlichkeitsentwicklung zu einer aufgeschlossenen, toleranten und selbstbewussteren Person. Die enorme Vernetzung ermöglicht überdies, noch mehr von anderen zu lernen und Hilfe zu erhalten. Apps wie „Stundenplan“, „Wecker“, „Erinnerungen“ und „Kalender“ schaffen ein besseres Zeitmanagement und Organisation, wodurch man sich viel Zeit sparen kann und alles übersichtlicher ist. Früher musste man jedes Mal in die Stadtbibliothek, in die Bücherei oder diverse Leute fragen, um an Informationen zu gelangen. Heutzutage haben wir glücklicherweise die Chance, durch die verschiedenen Möglichkeiten, die uns gegeben sind, ganz einfach an Informationen zu gelangen, was den Wissenserwerb und damit das Lernen von Neuem extrem erleichtert und fördert. Gewisse Fernsehsendungen wie zum Beispiel Logo+ oder Galileo vereinfachen das Erlernen von Neuem und unterstützen die Kreativität kleiner Kinder. Darüber hinaus kann die Mediennutzung auch zur Stressverarbeitung dienen, indem man den Fernseher oder die Musik anschaltet und ein bis zwei Stunden dem Alltag entflieht und abschaltet.
Medien erleichtern unseren Alltag in vielen Situationen und bieten diverse Vorteile. Trotz allem sollte man die Nachteile nicht vernachlässigen oder diese als harmlos betrachten, da sie unsere Persönlichkeitsentwicklung, unsere psychische und auch physische Gesundheit negativ beeinflussen können. Eine kleine Pause an der frischen Luft, ein paar Sporteinheiten im Monat und das Treffen von Freunden im realen Leben schaffen den perfekten Ausgleich.
Text: Caroline Fischer, Q12
Illustration: Marlene Stahl, Q11