Leider Geil! – Deichkind Konzertbericht
Freitag, 29.1., ca. 19.30. Von einem Parkplatz, für den man als Autofahrer noch mal 4 Euro hinblättern darf, pilgern noch einzelne Konzertbesucher zur Donauarena, die Meisten sind davor schon angekommen. Endlich das Ziel erreicht, kommt man erst mal über eine Rampe zu den oberen Rängen, obwohl man, wie ich, eine Stehplatzkarte Innenraum gekauft hat! Von oben schaut besagter Innenraum ja noch ganz klein aus, doch nachdem man sich nach unten durchgekämpft hat, beweist sich das Gegenteil, vor allem bei kleineren Konzertbesuchern wie mir. Die “Vorband” besteht lediglich aus einem an die Wand projizierten Videoclip, zu dem ein Ohren-vergewaltigender Discobeat abläuft. Doch dann, kurz vor zwanzig nach acht, zeigt sich ein anderes Bild. Eine Hommage an David Bowie, den man in seinem Musikvideo tanzend und singen sieht. Der erste große Applaus an diesem Abend, der aber einem viel größerem weicht, als man in großen Lettern Deichkind an die Leinwand angekündigt bekommt. Danach ein Flug durch das Sonnensystem, der auf der Erde endet, gefolgt von schönen Tier- und Naturaufnahmen. Darauf sieht man das erste Mal Deichkind, in prekär-witzigen Aufnahmen. Plötzlich ist der Bildschirm aus, man sieht nur noch Flimmern hinter der Leinwand, hohe “Türme” zeichnen sich ab. Dann fällt der Vorhang, und sofort geht die Musik an, die unter Fans bekannten Dreieckshüte tragend legen die drei Jungs sofort mit So ne Musik los.
Den ganzen Abend lang wird die Band fast pausenlos durchspielen, ziemlich früh heizen sie mit Bück dich hoch und dem wohl bekanntesten Lied, “Leider geil” ein. Die Bühnenshow ist zu jedem Lied großartig, die Tanzchoreografien sind gut ausgeführt, die “Türme” sind durch Schienen am Boden befestigt und so auch ausreichend beweglich um einen Kreis zu bilden und die Lichtshows sind für Epileptiker deutlich ungeeignet. Bald geht auch Ferris MC in einem Ganzkörperkondom durch das Publikum, nur nicht an mir vorbei! Schnell erweist sich auch die Kamera, die ich dabei habe in den tanzenden Massen als unpraktisch, da wir von Deichkind sehr oft zum Hüpfen aufgefordert werden. Zum Lied Hovercraft macht Ferris MC den berühmten Stagedive mit dem Gummiboot, das Konzert läuft durch bis 21.30, doch dann bedanken sich die Jungs und die Bühne wird schwarz, das kann doch nicht jetzt schon enden! Doch dann sieht man, wie ein Countdown, vom Beamer gestrahlt auf der Bühne runter läuft, und es geht noch mal richtig ab, mit vielen alten Liedern, wie z. B. “Arbeit nervt” oder “Bon Voyage” . Dann machen die Drei nochmal einen riesigen Stagedive, in einer großen “Trommel”, zwei stehen in diesem Ding, der Dritte sitzt oben auf und schwenkt eine riesige Flagge auf der “No Racism” und “No Sexism” steht, alle drei tragen Tshirts auf denen “Refugees welcome” zu lesen ist, sie senden somit auch eine Botschaft. Die Lieder und zugehörigen Einlagen steigern sich, man denkt mehr geht nicht, doch dann kommt traditionell noch das “Grande Finale”: “RemmiDemmi”, und sie geben nochmal alles! Eine Hüpfburg schwebt auf der Bühne, sie packen nochmal die “Leider geil” und “Deichkind” Luftballons aus und die gesamte Arena bebt! Nach dem Lied verneigt und bedankt sich Deichkind noch mal und geht. Aber passend, dass sie nicht mehr auf der Bühne stehen wird noch ein Lied mit projiziertem Video abgespielt, nämlich Selber machen lassen , der Witz daran ist, dass sie für das Lied einfach nur deutsche Musiker das Lied performen lassen, zusammenschneiden und unter ihrem Namen laufen lassen. Dann ist das Konzert leider beendet und der Beamer strahlt ein “Gute Nacht Kinder” auf die Bühne. man ist dann aber auch froh endlich wieder frische Luft zur Abkühlung zu haben. Fazit: die 40 Euro haben sich durchaus gelohnt!
©Text, Fotos: Justus Brauer