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Der seltsame Fall der Martha Wayne – Eine Rezension zu Batman vs. Superman

Ursprünglich war mein Vorhaben, eine Rezension zu „Deadpool“ zu schreiben. Nach mehreren gescheiterten Versuchen und einem Kinobesuch im wohl schlechtesten Film der letzten Monate entscheide ich mich nun um. Ich kam zum Entschluss, dass es sehr viel leichter ist, einen miserablen Film zu bewerten als einen genialen. Dementsprechend hier also die Rezension zu DC’s neuer grandios schlechter Katastrophe.

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Ladies und Gentlemen, bitte begrüßen sie mit einem tosenden Applaus:

Den jungen Bruce Wayne und seine Eltern! – schon wieder! –
Obwohl der erste Eindruck eher nach Bruce Wayne, ein ehemaliger Russischer Diktator und dessen Frau aussieht… Denn der „neue“ Thomas Wayne lässt alle ostdeutsche Herzen vor Ehrfurcht höher schlagen: Josef Stalin ist zurückgekehrt! Mit seinem gigantischen Schnauzer, den eingefallenen Augen und der typischen Frisur ist die Ähnlichkeit unübersehbar. Dieser Umstand verändert jedoch nichts an meinem bis jetzt noch guten ersten Eindruck zum Film. Auch der neu inszenierte Tod der Eltern wirkt dank guter Kameraführung phänomenal. Diese Euphorie zum Film ist jedoch schnell wieder verflogen, als der Junge Bruce, der auf der Beerdigung seiner Eltern panisch wegrennt und plötzlich in ein Loch im Boden fällt auf einmal von Fledermäusen, die in kreisenden Bewegungen den soeben aufgedeckten Schacht hinauffliegen, den jungen Bruce durch die Öffnung wieder nach oben schweben lassen. Dies ist der erste Moment des Films, indem sich das Publikum synchron im Kollektiv die flache Hand an die Stirn patschen könnte.
Die darauf folgende Szene könnte theoretisch zur Aufgabe haben, die Rivalität zwischen Batman und Superman zu erklären. Durch die hirnlose Action ohne Erklärung der Zusammenhänge scheitert das jedoch auf ganzer Linie. Ich fasse die Sequenz im Folgenden kurz zusammen:

– BOOM BAAAAM BWWWWWWWRRRRT
– Aliens?
– GIGANTISCHER LASERSTRAHL DER HÄUSER ZERSCHNEIDET (BWWWWWWRT)
– Batman in ‘nem SUV
– BOOOOOOOM
– Batman immernoch in ‘nem SUV, diesmal aber mit Schrammen und Beulen
– BWWWWWWWWRRRRRRRT (Der GIGANTISCHE LASERSTRAHL zieht in Richtung eines Hochhauses weiter)
– Batman ist jetzt auch mit seinem SUV vor dem Hochhaus und man sieht einen Mann im Fenster, der laut „Bruce“ ruft.
– BWWWWWWWWWWWWWRRRRRRRRRRT (Der GIGANTISCHE LASERSTRAHL zerschneidet das Hochhaus in dem sich der unbekannte befindet.)
– Wütender Batman!
– Superman.

Angenommen, dem Zuschauer würde die Identität des unbekannten Toten und seine Beziehung zum Sohn Stalins geschildert werden, könnte sich der Kinobesucher möglicherweise die Wut Wayne’s erklären. Sehr hilfreich zum Verstehen der Zusammenhänge wäre zudem, zu erklären, dass Superman der Auslöser für die Attacke der Aliens mit dem GIGANTISCHEN LASERSTRAHL ist.
Da der Film den Zuschauer aus irgendeinem Grund aber eben nicht aufklärt, tappt man als Zuschauer recht lange im Dunkeln, bis man die Zusammenhänge versteht. Dieses Problem tritt im Film leider ständig auf! Wenn plötzlich Lois Lane (Superman’s Freundin, die von der selben Schauspielerin wie Spidermans Freundin verkörpert wird) in der Wüste herumläuft, obwohl sie soeben noch in Capitol City war. Wenn urplötzlich ein gigantischer Ork erscheint, der mit GIGANTISCHEN LASHERSTRAHLEN, die aus seinen Augen schießen Batman und Superman bekämpft, die plötzlich zusammen für die gemeinsame Sache kämpfen, obwohl sie sich wenige Minuten vorher noch gegenseitig die Köpfe abschlagen wollten. Der Grund für die plötzliche Zusammenarbeit ist doch tatsächlich der gemeinsame Vorname ihrer Mütter. In einem (Achtung Ironie!) total dramatischen Moment stellen die beiden Helden nämlich fest, dass ihre Mütter ja zufällig beide Martha heißen und sie beschließen prompt, jetzt allerbeste Freunde zu werden.
Ein weiteres Phänomen des Films ist Wonderwoman. Ihre einzige Aufgabe im Film scheint es, die männlichen Zuschauer durch ihr üppiges Aussehen zu betören und vom miserablen Film abzulenken. Den Part für die weiblichen Zuschauer stellen die zwischendurch eingeschobene Liebesgeschichte zwischen Superman und Lois Lane dar. Doch auch diese wirkt wie alles im Film nicht im geringsten authentisch. Wenn Lane beispielsweise nackt in der Badewanne liegt, und plötzlich der mit Einkaufstüten beladene Superman durch die Tür kommt, springt der (dank seiner Fensterglas-Brille natürlich perfekt getarnte Superheld) prompt samt Kleidung zu seiner nackten Freundin in die Wanne. Diese Szene soll womöglich die Gefühle zwischen den beiden verdeutlichen, das affige plantschen in der Badewanne trägt jedoch nicht im geringsten dazu bei.
Eine wahre Enttäuschung stellt auch der neue „Bösewicht“ dar. Jesse Eisenberg gibt sich bei seiner Rolle eindeutig Mühe, doch der von ihm verkörperte „Lex Luthor“, ein so überhaupt nicht furchteinflößender Gegner wirkt leider eher wie die low-budget-Version des Jokers.

Zusammenfassend muss ich sagen, würde ich abgesehen von Genre-Fans keinem diesen Film empfehlen, der nicht mit Kopfschmerzen und dem Gefühl von absoluter Enttäuschung das Kino verlassen will. Da würde ich doch eher zu Deadpool raten. Dieser ist zwar schwerer zu bewerten, aber eindeutig angenehmer anzusehen…

©Text: Valentin Goppel
©Illustration: Jani Sellmann